Vom Mittelstreckenläufer und Medizinstudent zum Mönch und langjährigen Seelsorger: Pater Christoph ist heute unser Sakristan, stellvertretender Kantor und auch an der Pforte tätig und erzählt, welche Rolle ein Mutterschaf und dessen Lamm in seiner Lebensgeschichte spielen.
Es ist Sonntag und der Sonnenstrahl, dessen Schein die Sakristei in warmes Licht taucht, trifft auf das glänzende Gold des Kelches. Pater Christoph legt ein Kelchtüchlein auf den rot-goldenen Becher, darauf die Kelchpatene mit der großen Hostie. Für seine Mitbrüder richtet er die Messgewänder her. Eine Aufgabe von Pater Christoph als Sakristan ist das Vorbereiten des Chorgebets: Er macht Licht, schaltet die Lautsprecheranlage ein, betritt die Abteikirche und prüft, ob das Ewige Licht und das Friedenslicht beim Josefsaltar noch brennen. Dann sperrt er die Kirche auf... Mit Ehrfurcht und Sorgfalt kümmert er sich seit 2020 um die Aufgaben rund um die Gottesdienste. „Ich mache das sehr gerne und gebe mein Bestes“, sagt Pater Christoph mit einem freundlich bedeckten Lächeln.
Mittelstrecken-Rekordhalter
Die Abteikirche und die Klosteranlage in Bregenz kennt der 59-Jährige bereits seit seiner Kindheit. Mit seinem Bruder besuchte der gebürtige Dornbirner in den 1970er-Jahren das Collegium Bernardi. Dort entdeckte er auch seine Liebe zum Sport, vor allem für die Leichtathletik. „Wir hatten einen sehr guten Trainer, Josef Oberhauser. Da war was los“, lächelt Pater Christoph und erzählt weiter: „Ich brannte für das Laufen, das Training und die Community machten mir sehr viel Spaß.“ Der junge Christoph Ölz entwickelte sich zu einem richtigen Mittelstrecken-Ass und verbuchte viele Siege. Was viele nicht wissen: Pater Christoph hält immer noch den Vorarlberger U18-Rekord über die 1500 Meter. „Nach der Matura verlagerten sich dann aber meine Prioritäten mehr auf das Studieren. Hin und wieder mache ich auch heute noch Sport: Krafttraining, Wandern, Radfahren, Schwimmen – damit ich fit bleibe“. Medizin war seine erste Wahl, doch nach ein paar Jahren brach Christoph das Studium ab. Von der Möglichkeit der „Klostertage“ in der Mehrerau hörte er als Zivildiener beim Bregenzer Pfarrer Albert Hollenstein. Seine Neugier war geweckt, nachdem er im Jänner 1989 für einige Zeit Klosterluft geschnuppert hatte. So reiste er nach dem Zivildienst als Kandidat der Mehrerau ins Stift Heiligenkreuz bei Wien, um die Theologie kennenzulernen.
Die Offenbarung
Den Ruf einzutreten verspürte er dort im Oktober 1989. Konkret war das ein besonderes Erlebnis in der Natur: „Ich ging den Kreuzweg des Stiftes und konnte die Schafe am Hang beobachten. Gedankenverloren sah ich ein Mutterschaf mit seinem Jungen, das sehr wackelig auf den Beinen war – es musste wohl erst vor kurzem auf die Welt gekommen sein. Wie die Mutter es liebevoll stupfte und umsorgte, hat mich innerlich sehr berührt. Ich sah mich als das Lamm und Gott als die umsorgende Mutter. Es war wie eine Offenbarung für mich und ich wusste, das ist mein Lebensweg. Zurück in Bregenz war mein Entschluss zum Eintritt für die Patres etwas überraschend – hatte ich doch gerade erst das neue Wintersemester begonnen“, erzählt Pater Christoph.
Seelsorger für die Menschen
Nach seiner ersten Profess studierte Pater Christoph Theologie in Einsiedeln und Benediktbeuern, die Priesterweihe erfolgte neun Jahre nach seinen Klostertagen, am 18. April 1998. Sein Weg führte dann für die Krankenhaus-Seelsorger-Ausbildung nach Salzburg. Denn aufgrund seines Medizinwissens bestellte ihn Abt Kassian zum Seelsorger im Sanatorium Mehrerau. „Eine schöne Aufgabe, bei der ich die Medizin und den Glauben, die Seelsorge und das Mönchsleben kombinieren konnte“, erinnert er sich.
Beach Boys, ABBA und das Chorgebet
Pater Christoph ist nicht nur seit 25 Jahren Seelsorger, sondern auch Zweiter Kantor des Klosters. Denn im Sportlerherz schlummerte auch immer die Liebe zur Musik, zum Tanzen und zum Gesang. Im Mehrerauer Schülerchor konnte er als Kind bereits dieses Hobby ausüben, später dann im Kirchenchor. „Harmonische Musik, wie die der Beach Boys oder der Gruppe ABBA, mochte ich sehr gerne. Ebenso die rhythmischen Kirchenlieder, mit denen ich aufgewachsen bin. Das gemeinsame Chorgebet und das Psalmengebet gaben und geben mir sehr viel: Besonders das Gebet am Morgen, gesungen oder rezitiert, hat etwas Reinigendes“, so Pater Christoph, der auch weiß: „Für schönen, stimmigen Gesang muss man immer was tun. Proben, üben und sich auf den Lateinischen Choral vorbereiten“. Einige Jahre erhielt der gebürtige Dornbirner Stimmbildung bei Thomas Fellner und Michele Andalo in der Musikschule Bregenz. So ertönen „christus factus est“ und „laetatus sum“ mit Pater Christoph im Mönchschor. In seinem Klosterleben konnte und kann er viele seiner Begabungen ausleben und miteinander verbinden: Die Sorgfalt als Sakristan, die Musik im Chor, die Hilfsbereitschaft als Seelsorger, den Sport in der Freizeit und nicht zuletzt seinen Glauben im klösterlichen Leben...
Kurzportrait:
Lieblingsessen: Pasta Asciutta
Lieblingsgetränk: Johann pur
Das Motto gefällt mir: Gott schreibt auf krummen Zeilen gerade!