Pater Damian - Kloster Mehrerau

Pater Damian

Wenn aus Sehnsucht Stärke wird

Pater Damian blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Wie kommt ein in Nordvietnam geborener Schweizer, der in Deutschland gewirkt hat, nach Bregenz? „Ja, ich habe viel erlebt und bin weit gereist. Lange war ich ein Suchender, dann ein Wartender, jetzt bin ich endlich angekommen“, erinnert sich Pater Damian.

 

Verehrung der Heiligen Theresia von Lisieux

In den Anfängen des Vietnamkrieges floh 1954 der neunjährige Tran Minh-Cong mit seiner Großmutter in den Südvietnam und besuchte dort die Schule. Als seine Großmutter starb, lebte er bei Verwandten und ging aufs Gymnasium in Phuoc-Ly. Dort gelang er an das Buch „Verehrung der Heiligen Theresia von Lisieux“ („Heilige Theresia vom Kinde Jesu“) und war fasziniert von ihr, ja, er verehrte sie. „Es war meine Entscheidung für Gott und für das Kloster“, erklärt Pater Damian seine Berufung als Jugendlicher. Nach seinem Abitur trat er ins dortige Zisterzienserkloster als Novize ein. Drei Jahre später entsandte ihn sein Abt 1968 in die Schweiz, um Theologie und Philosophie an der Universität von Freiburg zu studieren. „Der 30. April 1975 war für mich ein Schicksalstag: Die nordvietnamesischen Truppen eroberten den Südvietnam. Drei Monate später schloss ich mein Studium ab und konnte nicht mehr zurück in meine Heimat. Als Mönch und Priester war ich von der kommunistischen Regierung nicht willkommen. Sie akzeptierten keine Ordensleute. Also blieb ich in der Schweiz und wurde schließlich 1983 Schweizer“, so Pater Damian.

 

Spiritual mit Leib und Seele

Um die deutsche Sprache zu lernen – bisher sprach er französisch – kam Pater Damian als Zisterzienser in die Abtei Mehrerau und lernte ebenso am Münchner Goethe-Institut. Nach einigen Jahren wurde er von Vater General Abt Polycape in Rom nach Waldsassen in der Oberpfalz gesandt, um als Spiritual zu wirken. Der Spiritual hält die Messen, ist der spirituelle Begleiter und organisiert unter anderem Reisen für die Schwestern. „Ich sagte ihm, dass ich dafür noch zu wenig deutsch sprechen könne. Er meinte, dann sollte ich die Messe auf Latein halten. Die Anfänge waren ein wenig holprig, doch ich lernte schnell.“ 1996 entsandte ihn Abt Kassian in die Schweiz, um im Kloster Frauenthal der Spiritual zu sein. Diese Aufgabe erfüllte er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2016. Der kleine schmächtige Mann mit den feinen Händen strahlt über das ganze Gesicht, wenn er an die Zeit als Spiritual zurückdenkt. Insgesamt fast dreißig Jahre wirkte er als Zisterziensermönch in Frauenklöstern. „Als einziger Mann unter Nonnen zu leben, war anfangs ungewöhnlich. Doch ich gewöhnte mich sehr gut daran. Es war eine schöne Zeit. Ich liebte das Lesen, das Beten und vor allem das Schreiben. Insgesamt schrieb ich zehn Bücher. z. B. „Das Vaterunser in unserem Leben“ oder „Das Buch des Gebets für junge Menschen“. Lange Zeit war es mein Ziel, wieder zurück nach Phouc-Ly zu kehren und mit meinen Büchern dort als Lehrer zu arbeiten.

 

Zurück in die Heimat

Das erste Mal wieder zurück in seine Heimat reisen, konnte Pater Damian 1990 nach der Öffnung des Vietnams: „Bis ich endlich meine Mutter wieder in den Armen halten konnte, musste ich viele Behördenwege gehen. Meine Mutter musste in den Süden reisen, um mich am Flughafen Saigon zu empfangen. Es war sehr emotional, ich hatte sie zuletzt als 9-jähriges Kind gesehen. Zu diesem Zeitpunkt war ich über 40 Jahre alt. In den Folgejahren besuchte ich sie und meine Geschwister fast jährlich.“

 

Im Jahr 2000 entschied sich Pater Damian sein Gelübde der Stabilität zu wechseln und dauerhaft in der Abtei Mehrerau zu leben. Seit gut sechs Jahren genießt er seinen Ruhestand, hilft, wo er gebraucht wird und freut sich über jeden Tag.

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