Er sitzt an der Pforte und liest die Geschichten in der Tageszeitung aus der Region und der Welt. „Man muss immer wissen, was gerade passiert“, meint Pater Nivard. Derweil hat er selbst genug Geschichten zu erzählen. Denn Pater Nivard ist 89 Jahre alt und lebt seit 70 Jahren als Mönch im Kloster Mehrerau. „Mein Pfarrer in Satteins hatte etwas in mir gesehen und hatte gemeint, das Gymnasium in Bregenz wäre was für mich. Also ging ich nach der Volksschule ins Internat. Dort haben mich die Patres sehr beeindruckt. Es waren gestandene, intelligente Leute – gute Lehrer und Vorbilder für mich. Wie sie den Glauben mit Bildung kombiniert haben, hat mir sehr imponiert“. Aus diesem Grund entschloss Pater Nivard, damals noch mit seinem bürgerlichen Namen Josef Huber, bereits nach der 6. Klasse Gymnasium das Noviziat anzutreten. Die 7. und 8. Klasse hat er als Schulfrater besucht und 1955 maturiert. „Mein Freund Kassian, der spätere Abt, war da bereits auch schon Novize.“ Und dieses Gespann sollte noch zum Power-Team werden.
Mönch und Hofrat
Nach seiner feierlichen Profess mit 22 Jahren - drei Jahre zuvor legte er sein zeitliches Gelübde ab und war somit Mönch – studierte Pater Nivard ein Jahr Philosophie und Theologie in der hauseigenen Lehranstalt. Danach folgten Studienjahre im Schweizer Kloster Hauterive/Fribourg und Innsbruck. 1959 zum Priester geweiht, wurde ihm in Innsbruck klar, dass er Lehrer werden möchte und so studierte er Mathematik und Sport zum Lehramt. „Voller Energie habe ich mich in die Lehrtätigkeit und in die Arbeit als Erzieher reingesteigert. Das war 1964“, strahlt Pater Nivard, wenn er an die Zeit zurückdenkt. Das Engagement und seine Stärke erkennt auch sein Freund, Abt Kassian, und macht ihn 1976 zusätzlich zum Verwalter des Klosters. Fünf Jahre später wird Pater Nivard Direktor des Collegium Bernardi, bleibt es bis zu seiner Pension und wird zum Hofrat ernannt. Wie er selbst sagt: „Ein Titel ohne Mittel“. Auch Abt Kassian merkt, dass Ruhestand für Pater Nivard selbst in der Pension nicht gilt und betraut ihn als Prior des Klosters Birnau. Von Bregenz aus pendelt er wöchentlich rund drei Mal ins deutsche Bruder-Kloster.
Mönch mit Herz
In der Laudatio der Altmehrerauer freut ihn besonders die Zeile „Für alle Freund und Vater, ein kluger herzensguter Pater.“ Und diese Herzlichkeit spürt man bei Pater Nivard in jeder Geste: Bei seinem täglichen Spaziergang – viele Jahre begleitete ihn seinen Freund Altabt Kassian, der leider dieses Jahr verstarb–, im Umgang mit den Novizen und Mitbrüdern oder als Besucher*in, wenn man ihm im Kloster begegnet.
Offener Geist
Gerne erinnert er sich an die Zeit als Verwalter zurück, konnte er damals mit dem Abt die Grundlagen für das heutige Kloster legen. „Das Kloster und die Schule waren nach dem Krieg bereits im Aufbau. Es gab sehr viel zu tun, alles ist immer mehr gewachsen. Als Verwalter habe ich die Landwirtschaft wieder aufgebaut. Das hat mich einfach ‚gjuckt‘: Melkanlagen, Schweinestall, Pferdezucht, Handwerkstätten und die zweite Biogasanlage im Land waren nur einige Projekte. Die Biogasanlage haben wir mit Kuhmist betrieben. Das ging durch alle Medien“, lacht er. Diesen offenen Geist – nicht nur für den Glauben, sondern auch für das Weltliche – macht Pater Nivard bis heute aus. Sein Satteinser Pfarrer hatte Recht behalten und das Potenzial des kleinen Peppi Huber erkannt: Selbst in seiner Pension arbeitet Pater Nivard im Garten und tüftelt am neuen Obstbäume-Projekt mit. Denn ihn „juckts“ noch immer.
Kurzportait:
Lieblingsessen: zünftiger Schweinsbraten mit Sauerkraut und Knödel
Lieblingsgetränk: Bier und Wein
Das „nervt“ mich: groß reden und nichts tun
Das Motto gefällt mir: beten und arbeiten und lesen (Regel des Heiligen Benedikt)